Anfang diesen Jahres hatte das Landgericht MĂŒnchen I einem Internetnutzer Schadensersatz zugesprochen, weil seine Daten durch die externe Einbindung von Google Fonts an Google Server in den USA ĂŒbermittelt wurden (wir hatten berichtet). Dieses Urteil nahmen einige zum Anlass, ein lukratives GeschĂ€ft mit Abmahnungen gegenĂŒber Website-Betreibern zu machen, die Google Fonts einsetzen. Zwischenzeitlich rollte eine regelrechte Abmahnwelle ĂŒber Deutschland und Ăsterreich. Bis heute wenden sich Unternehmen an uns, die Post von AbmahnanwĂ€lten erhalten haben.
Nun Ă€uĂert sich endlich auch der Tech-Gigant Google selbst in einem Blogbeitrag zu der Problematik.
In Anbetracht der jĂŒngsten Ereignisse und der Medienberichterstattung ĂŒber Google Fonts halten wir es fĂŒr notwendig, die folgende ErklĂ€rung abzugeben:
[…] Google respektiert die PrivatsphĂ€re des Einzelnen. Die Google Fonts-Web-API ist so konzipiert, dass die Erfassung, Speicherung und Verwendung von Daten auf das beschrĂ€nkt wird, was fĂŒr die effiziente Bereitstellung von Schriftarten und fĂŒr Nutzungsstatistiken erforderlich ist. Diese Daten werden sicher und getrennt von anderen Daten aufbewahrt. Google verwendet die von Google Fonts gesammelten Informationen nicht fĂŒr andere Zwecke und insbesondere nicht fĂŒr die Erstellung von Profilen von Endnutzern oder fĂŒr Werbung. AuĂerdem ist die Tatsache, dass die Server von Google notwendigerweise IP-Adressen erhalten, um Schriftarten zu ĂŒbertragen, keine Besonderheit von Google und entspricht der Funktionsweise des Internets.
Wenig ĂŒberraschend verteidigt Google das eigene GeschĂ€ftsmodell und stellt die IP-Ăbermittlung als rein technisch notwendigen Vorgang dar. An der rechtlichen WĂŒrdigung dĂŒrfte dieses Argument jedoch in einem hypothetischen Gerichtsverfahren wenig Ă€ndern, schlichtweg weil es eine einfache, datensparsame Alternative gibt: die lokale Speicherung der Schriftart.
Auf der anderen Seite: Was heiĂt “lokal”? Kein Unternehmen hostet seine Website auf eigenen Servern im Keller, sondern bei kommerziellen Hosting-Providern. Dazu kommt: Websites sind heute nicht mehr statische html-Skripte. Stattdessen sind sie aus einer Vielzahl verschiedener Inhalte unterschiedlichster Art von verschiedenen Anbietern zusammengesetzt (Fotos, Videos, Landkarten, Animationen, Chatfunktionen etc.). Dieser Content wird in aller Regel von externen Diensten bereitgestellt, sodass beim Aufruf fast jeder Website Datenverbindungen zu mehreren externen Servern aufgebaut werden. Wo lĂ€uft die Grenze zwischen “guten” und “bösen” Dienstleitern? Welche Datenverbindungen sind erforderlich und welche nicht? Es stellt sich hier die grundsĂ€tzliche Frage: Was fĂŒr ein Internet möchten wir? Welche Antwort die Politik und Gesetzgebung mittelfristig auf diese Frage findet, bleibt abzuwarten.
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